Die Eismacher - Uli Auffermann zu Besuch im Eiscafé Angelo - Das Hügelland

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Aus dem Reisewelt Alpen Magazin (03/2019):
Die Eismacher
Große Kunst – das Eis aus bella Italia
Autor Uli Auffermann besuchte das Eiscafé Angelo in Velbert-Langenberg

Zum Sommer gehört leckeres Eis, original italienisches versteht sich. Einst kam es mit den Gelatieri aus den Dolomiten zu uns. Und die Tradition der Eismacher lebt bis heute in den herrlichsten Kreationen!
Das Ehepaar Levis mit Sohn Marco und der Patentante Graziella (links), die von Anfang an mit dabei ist und den Familienbetrieb seit jeher unterstützt.
Uli Auffermann zu Besuch im Eis Cafe Angelo
Autor, Alpinjournalist und Fotograf Uli Auffermann liebt italienisches Eis und kennt sich in den Wänden der Belluneser Alpen bestens aus!
Der Geschmack Italiens
Belluno – die lichte Anhöhe! Das trifft es genau: hübsche Häuserfassaden, alles ist hell, farbenfroh. Italien eben. Land der Ästhetik, des guten Geschmacks. Erinnerungen an die Dolomiten, ans Klettern, Bergsteigen werden wach. Die Civetta, der Pelmo – alles in der Region Venetien mit der Provinz Belluno, deren Hauptort ebenfalls Belluno heißt. „Was darf ich Ihnen bringen?“ Die Frage der freundlichen Bedienung reißt mich aus meinen Gedanken. Ich bin in Langenberg, sitze draußen vor dem italienischen Eiscafé Angelo, das weithin bekannt ist für seine leckeren Eiskreationen. Warm ist es noch, jetzt, Ende Oktober. Und romantisch im Anblick der uralten, pittoresken Fachwerkhäuser hier im Bergischen Land, in Langenbergs Altstadt. Und wie kam ich auf Belluno? Richtig, die liebevoll gestaltete Eiskarte zeigt die norditalienische Stadt als reizvolles kleines Aquarell.

Eismacher mit Tradition
Familie Levis aus Belluno betreibt in Langenberg seit 37 Jahren ein Eiscafé. Und ihre Eiskarte, auf der alle nur erdenklichen Hochgenüsse rund um die frostige Leckerei aufgelistet sind, zieren die Abbildungen der beiden Orte, mit denen man sich verbunden fühlt: natürlich die wunderschöne italienische Heimat, aber ebenso Langenberg, das in den Sommermonaten die Existenz, die Arbeit, die Berufung bedeutet. Denn Angelo Levis, der zusammen mit seiner Frau Maria das Eiscafé gegründet hat, ist Eismacher in der langen Tradition der Gelatieri, die sich einst aus den Belluneser Dolomiten aufmachten, um ihre große handwerkliche Kunst in die Welt zu tragen. „Wir Levis’ kommen im strengen Sinne nicht direkt aus dem ‚Tal der Eismacher’, dem Val di Zoldo. Unser Heimatdorf Roncan bei Ponte nelle Alpi liegt einige Kilometer entfernt“, stellt Angelo Levis bescheiden richtig. Alles andere aber ist identisch mit jenem Dolomiten-Tal, das heute als Synonym für das Epizentrum des original italienischen Eises gilt: es sind die liebenswerten Menschen dieses Teils Venetiens, ein Dasein vom und für das Eis und vor allem die Fähigkeit, eine kulinarische Köstlichkeit herzustellen, ohne die unser Leben wirklich ärmer wäre!
Gelatiere aus Leidenschaft: Angelo Levis bei der Arbeit.
Das leckere Eis wird bis heute in derselben guten alten Eismaschine produziert, die schon seit 1968 in Gebrauch ist!
Die ersten Anfänge
Und während ich nun gleich mehrere Kugeln des kalten Traums genieße, denke ich darüber nach, wie damals, vor über hundert Jahren, alles begann. Dabei muss ich aufpassen, dass meine Gedanken nicht abschweifen in die gewaltigen Bergflanken der Dolomiten, wo sich so viele Sternstunden der alpinen Geschichte ereigneten! Aber genau die hohen Bergmassive machten durch ihr Natureisvorkommen die Herstellung von Speiseeis erst möglich. Ist auch das Warum nicht ganz geklärt, so begannen die Männer aus dem Zoldo-Tal mangels Arbeit aus der Not heraus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Eis als Erwerbsquelle für sich zu entdecken. Viele zog es damals nach Wien, wo man bereits einiges von der Technik des Kühlens verstand. Per Handkarren wurde dann das produzierte Eis verkauft. Mit großem Erfolg! Die Städter rissen ihnen die Leckerei förmlich aus den Händen. Den Durchbruch aber brachte 1906 die elektrisch betriebene Eismaschine, erstmals eingesetzt von einem Paolo Ciprian in Wien. Viele aus dem Dolomiten-Tal folgten nun dem Beispiel, schafften sich Eiswagen an oder eröffneten eigene Eisdielen, auch in deutschen Städten. Eine tolle Geschäftsidee war geboren!

Von den Dolomiten ins Ruhrgebiet
In großer Zahl zu uns kamen die Eismacher schließlich in den 1950er und 1960er Jahren. Das „Wirtschaftswunder“ lockte. Ein regelrechter Boom setzte ein. Sicher nicht zuletzt deshalb, weil sich die Jugend bevorzugt in der Eisdiele beim Italiener traf. Das Lebensgefühl, die Sehnsucht nach dem sonnigen Süden, vor allem aber das unschlagbar leckere Eis zog die Menschen an. Es war etwas Neues, was jede Generation begeisterte. Und kaum einer, der seine erste Liebe in jenen Jahren nicht ins italienische Eiscafé ausführte.
Gelatiere – Ein Handwerk mit Genuss
Für jeden Geschmack ist etwas dabei und ein leckeres Eis gehört zum Sommer einfach dazu!
Angelo Levis verschlug es 1968 ins Ruhrgebiet, wo er Anstellung bei einem Gelatiere aus dem Zoldo-Tal fand. In Hattingen war das, damals eine bedeutende Stahlkocherstadt. Dort machte er später die Bekanntschaft der hübschen Maria Cinzia Coletti, die wie er in einer Eisdiele arbeitete. In derselben Provinz aufgewachsen, lernten sie sich im Ruhrgebiet kennen – und lieben! Auch Maria stammt aus einer großen Eismacherfamilie, in der schon der Opa Gelatiere war – sie kommt aus dem Cadore-Tal, neben dem Val di Zoldo eine weitere Eismacher-Hochburg. Da passte wirklich alles: die Herkunft, die Passion, der berufliche Hintergrund. 1976 heirateten die beiden und arbeiteten noch eine Weile gemeinsam in Hattingen, bis sie 1982 ihr eigenes Eiscafé eröffneten. Von Anfang an mit dabei: Graziella, die Patentante der Söhne Marco und Mario, waren doch Angelo und Maria inzwischen glückliche Eltern. Wie bei den meisten Gelatieri, wuchsen auch ihre Kinder in Italien auf, betreut von den Großeltern. Und nach wie vor teilen die Eismacher ihr Jahr ein: Die wärmeren Monate verbringen sie zum Geldverdienen in Deutschland, den Winter in der italienischen Heimat, bei der Familie. Dass heißt ausruhen, die Berge genießen, Arbeiten am Haus verrichten und sich auf die nächste Saison vorbereiten, neue Eissorten kreieren.
Das Ehepaar Levis vor ihrem Eiscafe in der Langenberger Altstadt.
Das Ehepaar Levis vor ihrem Eiscafé in der Langenberger Altstadt.
Eine Institution
Im Frühjahr aber wartet man auch in Langenberg bereits sehnsüchtig auf die Familie Levis. Dann endlich können leuchtende Kinderaugen im Eiscafé Angelo wieder auswählen zwischen vielen, vielen Eissorten. „Wir machen das Eis fast noch wie damals“, betont Marco Levis, der den Familienbetrieb allein in die nächste Generation führen wird, denn Bruder Mario hat sich der Straßenkunst verschrieben. Als „lebender Baum“ und mit Säge und Bogen verzückt er die Menschen auf der ganzen Welt. An der Seite von Vater und Gründer Angelo aber hat Marco längst Verantwortung für den Fortbestand jener großen Tradition übernommen. Mit neuen Ideen und einer guten Hand bringt er Moderne und zu Bewahrendes in Einklang. Und dann kommen die Gäste wieder in Scharen, sitzen draußen auf dem Kirchplatz oder drinnen im Eiscafé und genießen, während sie von den charmanten Damen des Hauses, Marcos Mama Maria und Tante Graziella, umsorgt werden!
Gelatiere aus Leidenschaft: Angelo Levis bei der Arbeit.
Gelatiere aus Leidenschaft: Angelo Levis bei der Arbeit.
Eiscafé Angelo

Im 1982 gegründeten Eiscafé Angelo in Velbert-Langenberg, direkt am Kirchplatz, wird bis heute in derselben guten alten Eismaschine produziert, die schon seit 1968 in Gebrauch ist! Man setzt einerseits auf traditionelle Herstellung, hat sich aber auch durch Innovationen überregional einen Namen gemacht, etwa mit gluten- und laktosefreiem Eis. Denn die Entwicklungen in Sachen Ernährung zu erkennen und zu bedienen – das muss man heute auch in der Speiseeisbranche. Familie Levis legt Wert auf Naturprodukte, verwendet keine Emulgatoren, verzichtet aber auch auf Eier. Neben den klassischen Eissorten, die nach wie vor sehr beliebt sind, lassen sich die Italiener aus Belluno immer wieder ganz neue Geschmackskreationen einfallen: Zitrone-Basilikum-Eis zum Beispiel kommt momentan bei Groß und Klein sehr gut an. Wichtig ist den Levis’ zudem die ökologische Verantwortung. So versucht man auf Plastik weitestgehend zu verzichten: im „To-go-Bereich“ werden bereits zu 98 Prozent biologisch abbaubare, kompostierbare Materialien eingesetzt! Und natürlich ist man auch ein wenig stolz darüber, dass die WDR Lokalzeit im Fernsehen über ihr Eiscafé berichtet hat. Das war sogar schon einmal Filmkulisse, als nämlich im Sommer 2008 vor Ort einige Szenen für „Die wilden Hühner und das Leben“ (Teil 3, veröffentlicht 2009) abgedreht wurden!

Adresse:
Eiscafé Angelo
Hauptstraße 36
42555 Velbert-Langenberg
Aus „Die Eismacher: Große Kunst – das Eis aus bella Italia", erschienen im Reisewelt Alpen Magazin (Ausgabe 03/2019), Text und Fotos von Uli Auffermann


Zum Autor:
Mit der Bücherstadt Langenberg fühlt sich Uli Auffermann als Schreibender natürlich besonders verbunden. Aber längst hat der international tätige Autor, Journalist und Fotograf aus dem Ruhrgebiet auch den einzigartigen Charme der historischen Altstadt als nie erschöpfende Quelle allerschönster Fotomotive für sich entdeckt. So inspirieren ihn die malerischen Gassen, die idyllischen Bachläufe und die starken Kontraste der hübschen Fachwerkhäuser im bergischen, schwarz-weiß-grünen Dreiklang Auffermann Jahr für Jahr zu seinem Jahreskalender „Langenberg - Zauberhaft bergisch!".


„Heimatliebe Langenberg" von Uli Auffermann
„Heimatliebe Deilbachtal" von Uli Auffermann
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